Von Miriam Forys.
„Und was kannst du später damit machen?“ – Das werde ich dauernd gefragt. – „Naja, also so ziemlich alles, wenn man sich richtig anstellt, eigentlich.“
Kommunikationswissenschaftler*innen können in Forschung und Lehre, im Consulting, IT-Bereich, der Öffentlichkeitsarbeit oder im Presse- und Medienbereich arbeiten. Und da gibt es noch ziemlich viel dazwischen und außerhalb. Wenn ich meine Stärken herausfinde und auch, welche Arbeit mir Spaß macht, dann kann ich später entweder soziale Phänomene analysieren oder Artikel für die Presse schreiben oder eben auch beides.
Der Punkt ist jedoch, dass ich erst herausfinden muss, was mir liegt und was ich mir vorstellen kann, tagtäglich zu machen. Das funktioniert teilweise über das, was wir im Unterricht lernen. Aber Theorie ist ja bekanntlich noch einmal etwas Anderes als Praxis. Zumindest zwei Dinge weiß ich: Ich will weder in der Werbebranche arbeiten, noch Journalistin werden. Das hilft auch schon mal ein bisschen, aber sehr weit komme ich damit nicht. Im Unterricht kriegt man parallel zu dem Stoff, den wir lernen, Einblicke in die Arbeit, die unsere Dozierenden machen: Sie forschen, sammeln Daten, schreiben und unterrichten uns Studierende.
Theoretisch kann ich mir das und auch viele weitere Berufe für mich vorstellen. Consulting oder Dialogsysteme finde ich sehr spannend. Forschung und der Presse- und Medienbereich sind sehr facettenreich. Aber alle diese Möglichkeiten sind komplett unterschiedliche Bereiche, in denen man arbeiten kann. Was bietet sich also – neben ewigem Nachdenken über die Zukunft – an? In dem Bereich arbeiten und Erfahrungen sammeln.
Deshalb habe ich mich durch einige Stellenanzeigen geklickt und schließlich im E-Mail-Verteiler der Geisteswissenschaften eine Ausschreibung für eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Duisburg-Essen gefunden. Die Stelle war für die Webredaktion im Ressort Presse der Stabsstelle des Rektorats ausgeschrieben – Perfekt! Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ich kann im Presse- und Medienbereich arbeiten und gleichzeitig etwas mit Technik machen. Also habe ich mich direkt beworben und die Stelle auch bekommen.
Spulen wir ein paar Monate vor…
In der Webredaktion habe ich mich nun darum gekümmert, Inhalte im Intranet der Universität und Pressemitteilungen im Blog zu veröffentlichen. Außerdem habe ich auch immer wieder Inhalte geschrieben und diese und weitere Beiträge auf Englisch übersetzt und veröffentlicht. Social Media-Posts in Form von Text und Bild-Formaten aber auch in Form von (Kurz-)Videos ergänzen diese und gehören ebenfalls zum Tagesgeschäft.
Ein großer Aufgabenbereich von mir war das Erstellen und Pflegen von Webseiten mit Hilfe verschiedener Content Management-Systeme wie imperia oder WordPress und auch Datenbanken wie MySQL. Im Zuge dessen habe ich auch immer mal wieder etwas über die Funktionsweise und Logik der Stylesheet-Sprache CSS und neue Befehle in der Auszeichnungssprache HTML gelernt: Damit haben sich mir neue Kommunikationswege im World Wide Web eröffnet. Anfangs fand ich das alles etwas gruselig, aber im Laufe der Zeit habe ich das immer mehr lieben gelernt. Mir hat es am Ende so viel Spaß bereitet, dass ich mich für Informatik-Kurse angemeldet habe, um das alles mehr zu verstehen. Die Idee, in die Bereiche Kommunikation und Technik als potenziellen Arbeitsbereiche hineinzuschauen, hat sich also ausgezahlt. Als Bonus habe ich neue Interessen für mich entdeckt und Blut geleckt, mehr in dem Bereich zu lernen.
Webseiten sind aber noch lange nicht das einzige, was zu meinem Aufgabenbereich gehört hat. Am meisten Spaß hatte ich damit, Projekte für Abteilungen und Fakultäten der Universität zu konzipieren, auszuarbeiten und umzusetzen. So habe ich beispielsweise unter anderem an den Forschungsseiten der Universität, dem neuen Webauftritt der Abteilung für Maschinenbau und der Informatik mitgearbeitet. Bei solchen Projekten setzen wir nicht nur die Ideen und Wünsche der zuständigen Personen um, sondern beraten sie auch in Dingen wie Webseitennutzung, Datenbanken, SEO – also Search Engine Optimization – und stehen bei Fragen mit Antworten und Tipps zur Seite.
Gezwungenermaßen konnte ich während meiner Beschäftigung im Ressort Presse außerdem Erfahrungen in der Krisenkommunikation sammeln. Und das gleich in zwei Phasen: Der Corona-Pandemie und dem Hackerangriff Ende 2022 und Anfang 2023. Hier habe ich mich um die Bereitstellung von neuen Informationen, Regelungen, Empfehlungen und Mitteilungen gekümmert. Bei wichtigen Änderungen, die vor allem für Studierende relevant waren, habe ich das alles auch auf den Social Media-Kanälen geteilt, um so viele Personen wie möglich zeitnah zu erreichen.
Aus der Perspektive als Studentin waren beide Krisen sehr belastend für mich und haben meinen Uni-Alltag extrem beeinflusst. Aus der Sicht als WHK des Ressorts Presse fand ich beide Krisen beziehungsweise den Umgang mit diesen jedoch sehr spannend. Und ich konnte sehr viel über interne und externe Kommunikation, verschiedene Zielgruppen und die Vielfalt an Aufgaben lernen.
Während ich mich also durch verschiedene Webseiten gearbeitet habe, um sie dem allgemeinen Webauftritt der Universität anzupassen, bin ich zufälligerweise auf die Seite „Praktikumslinien“ der Kommunikationswissenschaft gestoßen. Dort habe ich gelesen, dass es möglich ist, sich Praktika, die berufsfeldbezogen sind, als Leistung für das Studium anerkennen zu lassen. Also habe ich die Richtlinien genauer durchgelesen und herausgefunden, dass „[u]nter bestimmten Voraussetzungen […] Tätigkeiten, die vor dem Studium oder während des Studiums ausgeübt wurden oder werden, als Ersatz für das Praktikum anerkannt werden“ (Institut für Kommunikationswissenschaft 2022) können. Eine dieser Voraussetzungen ist, dass ich mir sogar eine Stelle von mindestens sechs Monaten anrechnen lassen kann: Jackpot! Zu dem Zeitpunkt habe ich schon ein dreiviertel Jahr in der Webredaktion gearbeitet. Schon wieder zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen!
Natürlich wird das einem nicht einfach so geschenkt. Dafür braucht man eine Bescheinigung des Arbeitgebers oder der Arbeitgeberin und man muss einen Praktikumsbericht schreiben. Dafür muss man sich auch mit einem Dozenten oder einer Dozentin in Verbindung setzen, der oder die das betreuen möchte. Also habe ich meinen Bericht nach den Vorgaben strukturiert und meine Kommunikationserfahrungen reflektiert. Und so habe ich also dadurch, dass ich neugierig darauf war, wie der Arbeitsalltag nach meinem Studium aussehen könnte, die Uni aus einer neuen Perspektive kennengelernt, Einblicke in den Arbeitsalltag in einer Pressestelle bekommen, neue Skills gelernt, theoretisches Wissen praktisch anwenden können, eine neue Leidenschaft entdeckt und zusätzlich Leistungen für mein Studium erarbeitet. Besser kann es gar nicht laufen, meiner Meinung nach.
Quellenverzeichnis
Institut für Kommunikationswissenschaft (2022): Praktikumsrichtlinien für das Studienfach „Kommunikationswissenschaft“ im 2-Fach-Bachelor-Studiengang ab dem Wintersemester 2015/16, [online], https://www.uni-due.de/kowi/ba-praktikum-richtl.php, [Zuletzt abgerufen am 10.10.2023].