Klein, aber Mächtig – Wie ein kleiner Roboter großes in der Interaktionsforschung bewirkt

Von Rebekka Schmidt.

Drei Finger an jeder Hand, Lautsprecher als Ohren, leuchtende Augen. Das ist NAO. Der Roboter der Marke Aldebaran scheint ein geradezu stereotyper Vertreter seiner Art zu sein. Der rund 60 Zentimeter große Roboter hat vielfältige Fähigkeiten. Mit 7 Sensoren an Händen, Füßen und Kopf kann er sein Umfeld aktiv wahrnehmen und sich autonom im Raum orientieren. Und er kann sogar tanzen.

Seit kurzem ist NAO am Institut für Kommunikationswissenschaft zuhause. Dort gehört er zum Arbeitsbereich von Prof. Dr. Karola Pitsch. Die Professorin für Multimodale Kommunikation, Soziale Interaktion und Technologie widmet sich der Untersuchung von sozialer Interaktion. Diese ist multimodal; sie basiert nicht nur auf der Sprache allein, sondern ergibt sich erst aus der Kombination mit Blicken, Bewegungen und der Körperausrichtung.

Die Interaktion mit einem Roboter sei überschaubarer, so Pitsch. Während in der Mensch-Mensch-Interaktion komplexe Alltagssituationen betrachtet werden, diene der Roboter in der Forschung als Tool. Anhand der Roboterforschung sei es möglich, kleine Stellschrauben sozialer Settings zu verstellen und diese präzise auf bestimmte Forschungsfragen hin zu untersuchen. Und das sei eine Besonderheit. Denn: „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich eine Geisteswissenschaft ein solches Gerät anschafft“, so Pitsch.

(C) Rebekka Schmidt

Dennoch hat NAO aus Sicherheitsgründen einen eigenen Platz im Labor: einen Tisch, der mit Drahtseilen umspannt ist und den Roboter vor Fallschäden bewahrt. So kann im Falle eines Sturzes größerer (auch finanzieller) Schaden vermieden werden. „Das ist sein kleiner Kampfring“, lacht Pitsch – und so sieht er auch aus. Insbesondere in den vergangenen Jahren sei das Interesse der Studierenden an der Roboterforschung gestiegen. Am Anfang war es die Neugierde auf Neues. Mittlerweile basiere das Interesse auf den Erfahrungen der Studierenden, die durch Kontakt zu diversen Alltagstechnologien schon Eindrücke und Wissen sammeln können. „Es ist quasi deren Lebenswelt“, sagt Pitsch und fügt hinzu, dass ihre Seminare eine Zusatzmotivation zur direkten Auseinandersetzung mit neuen Technologien bieten können.

Du, ich und der Roboter

Die humanoiden Roboter wecken Interesse aufgrund ihrer ähnlichen Extremitäten und Bewegungen, die eine Verbindung zwischen Mensch und Maschine herstellen können, erklärt Pitsch. Es ist jedoch wichtig, den Roboter nicht zu stark zu vermenschlichen, da es Aspekte gibt, die sie nicht ersetzen können. Es ist entscheidend, dass solche Technologien in das soziale System integriert werden, ohne hochwertige menschliche Kontakte zu ersetzen, so Pitsch. Robotereinsätze sind nicht nur im Alltag denkbar, sondern auch in Bereichen, in denen Mensch und Tier ihre Arbeit nicht effektiv erledigen können, wie in Katastrophenszenarien oder gefährlichen Umgebungen. Das Thema wird mittlerweile offener betrachtet, und die Akzeptanz für den Einsatz von Robotern im Alltag nimmt zu. Die Veränderung der Sichtweisen eröffnet neue Perspektiven und bietet zusätzliche Motivation, sich mit Robotern auseinanderzusetzen.

Prof. Dr. Karola Pitsch ist Teil eines Zentrums für Assistive Technologien, das sich mit proaktiven Systemen zur Unterstützung von Menschen befasst. Die gesellschaftliche Relevanz von Assistenzrobotern wächst, und es gibt viele offene Fragen, denen sich die Forschung widmet.


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