Von Estelle Cano.
In der heutigen digitalen Welt spielen soziale Medien eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Informationen. Plattformen wie Instagram haben dabei großen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Doch wie glaubwürdig empfinden die Menschen die Inhalte, die sie dort sehen? Insbesondere bei sensiblen Themen wie Beiträgen über „People of Color“ (PoC) stellt sich die Frage: Beeinflussen Emotionen, Generationenzugehörigkeit und die eigene ethnische Zugehörigkeit die Wahrnehmung der Glaubwürdigkeit? Dieser Artikel geht dieser Frage anhand einer Untersuchung zu Instagram-Beiträgen nach.
Glaubwürdigkeit in sozialen Medien
Die Glaubwürdigkeit digitaler Medieninhalte hängt oft von subjektiven Faktoren ab, insbesondere von der Wahrnehmung der Vertrauenswürdigkeit und der Fachkenntnis einer Quelle (Flanagin & Metzger, 2008). Auf Plattformen wie Instagram, wo viele Inhalte von Nutzern generiert werden, ist diese Einschätzung besonders individuell. Doch welche Rolle spielen Emotionen und die ethnische Identität bei der Bewertung der Glaubwürdigkeit? Positive Emotionen wie Zufriedenheit oder Stolz könnten dazu führen, dass Nutzer diese Inhalte als vertrauenswürdiger einschätzen (Bosch et al., 2006). Zudem könnte die sogenannte „digitale Generation“, die mit sozialen Medien aufgewachsen ist, eine andere Wahrnehmung haben als ältere Generationen (Flanagin & Metzger, 2008).
Besonders interessant ist auch die Frage, ob Nutzer, die selbst People of Color sind, Beiträge über PoC anders wahrnehmen als Nutzer, die nicht PoC sind.
Hypothesen
Im Rahmen dieser Untersuchung wurden drei Hypothesen formuliert:
- Positive Emotionen und Glaubwürdigkeit: Instagram-Nutzer, die positive Emotionen wie Zufriedenheit oder Stolz empfinden, bewerten Beiträge über People of Color als glaubwürdiger als solche, die keine positiven Emotionen erleben.
- Digitale Generation und Glaubwürdigkeit: Nutzer der digitalen Generation (geboren nach 1980) halten Beiträge über People of Color auf Instagram für glaubwürdiger als ältere Nutzer.
- Ethnische Zugehörigkeit und Glaubwürdigkeit: Instagram-Nutzer, die selbst People of Color sind, bewerten Beiträge über People of Color als glaubwürdiger als Nutzer, die nicht PoC sind.
Methode: Eine Online-Befragung mit Inferenzstatistik
Um diese Hypothesen zu testen, wurde eine Online-Befragung unter 400 Instagram-Nutzern durchgeführt. Dabei wurden den Teilnehmern fünf verschiedene Beiträge über People of Color gezeigt, die sowohl visuelle als auch textliche Inhalte enthielten. Die Teilnehmer sollten anschließend angeben, welche Emotionen sie beim Betrachten empfanden und wie glaubwürdig sie die Inhalte einschätzten. Die Glaubwürdigkeit wurde auf einer Likert-Skala von 1 (überhaupt nicht glaubwürdig) bis 7 (sehr glaubwürdig) bewertet. Zusätzlich wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen unterteilt: die digitale Generation (geboren nach 1980) und die ältere Generation (geboren vor 1980).
Etwa die Hälfte der Teilnehmer gab zudem an, selbst People of Color zu sein, während die andere Hälfte nicht zu dieser Gruppe zählte. Dies ermöglichte es, die Wahrnehmung von PoC mit der von nicht-PoC zu vergleichen.
Für die Analyse wurde ein t-Test angewendet, um zu prüfen, ob es signifikante Unterschiede in der Bewertung der Glaubwürdigkeit zwischen den Generationen, den ethnischen Gruppen und den emotionalen Reaktionen gibt.
Ergebnisse: Positive Emotionen und Glaubwürdigkeit
Zunächst wurde untersucht, ob positive Emotionen einen Einfluss auf die Glaubwürdigkeit der Inhalte haben. Von den 400 Teilnehmern gaben 220 an, positive Emotionen wie Zufriedenheit und Stolz beim Betrachten der Beiträge über People of Color empfunden zu haben, während 180 keine positiven Emotionen berichteten.
Der t-Test ergab einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (t(398) = 2.45, p < .05). Teilnehmer, die positive Emotionen empfanden, bewerteten die Glaubwürdigkeit der Beiträge im Durchschnitt mit 5.4 auf der 7-Punkte-Skala, während die Teilnehmer, die keine positiven Emotionen empfanden, die Beiträge im Durchschnitt nur mit 4.8 bewerteten. Dies deutet darauf hin, dass positive Emotionen tatsächlich die Glaubwürdigkeit von Instagram-Beiträgen über People of Color erhöhen.
Ergebnisse: Digitale Generation und Glaubwürdigkeit
Anschließend wurde geprüft, ob die digitale Generation die Glaubwürdigkeit anders einschätzt als die ältere Generation. Von den 400 Befragten gehörten 310 zur digitalen Generation, während 90 der älteren Generation angehörten.
Der t-Test ergab jedoch keinen signifikanten Unterschied in der Glaubwürdigkeit zwischen den beiden Generationen (t(398) = 1.12, p = 0.24). Die digitale Generation bewertete die Glaubwürdigkeit der Beiträge im Durchschnitt mit 5.2, während die ältere Generation eine ähnliche Bewertung von 5.0 abgab. Somit konnte die Hypothese, dass die digitale Generation die Beiträge als glaubwürdiger wahrnimmt, nicht bestätigt werden.
Ergebnisse: Ethnische Zugehörigkeit und Glaubwürdigkeit
Schließlich wurde untersucht, ob es einen Unterschied in der Wahrnehmung der Glaubwürdigkeit zwischen People of Color und nicht-PoC gibt. Von den 400 Befragten identifizierten sich 200 als PoC, während die anderen 200 nicht zu dieser Gruppe gehörten.
Der t-Test zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (t(398) = 3.10, p < 0.01). PoC bewerteten die Glaubwürdigkeit der Instagram-Beiträge über People of Color im Durchschnitt mit 5.6, während nicht-PoC die Beiträge im Durchschnitt mit 5.0 bewerteten. Dies deutet darauf hin, dass People of Color die Beiträge über ihre eigene Gemeinschaft als glaubwürdiger wahrnehmen als Menschen, die nicht dieser ethnischen Gruppe angehören.
Diskussion: Was bedeuten diese Ergebnisse?
Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass positive Emotionen einen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung der Glaubwürdigkeit von Instagram-Beiträgen über People of Color haben. Personen, die beim Betrachten der Beiträge positive Gefühle wie Stolz oder Zufriedenheit empfanden, hielten die Inhalte für vertrauenswürdiger. Dies unterstreicht die Bedeutung emotionaler Reaktionen in sozialen Medien und wie diese unser Urteil beeinflussen können.
Die Analyse der Generationenzugehörigkeit ergab hingegen keinen signifikanten Unterschied zwischen der digitalen und der älteren Generation in Bezug auf die Glaubwürdigkeit der Inhalte. Es könnte sein, dass andere Faktoren wie Bildung oder Medienkompetenz eine größere Rolle spielen als das Alter allein.
Ein besonders interessantes Ergebnis ist, dass People of Color die Beiträge über ihre eigene Gemeinschaft als glaubwürdiger wahrnahmen als nicht-PoC. Dies deutet darauf hin, dass die ethnische Zugehörigkeit einen wichtigen Einfluss auf die Wahrnehmung der Glaubwürdigkeit haben kann, insbesondere bei Themen, die die eigene Gruppe betreffen.
Fazit: Emotionen und Identität als Schlüssel zur Glaubwürdigkeit?
Diese Untersuchung liefert wertvolle Einblicke in die Frage, wie Instagram-Nutzer Beiträge über People of Color wahrnehmen. Positive Emotionen und die eigene ethnische Zugehörigkeit scheinen eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit zu spielen, während die Generationenzugehörigkeit weniger Einfluss hat. Für Medienschaffende bedeutet dies, dass die emotionale Gestaltung von Inhalten sowie das Bewusstsein für die Zielgruppe entscheidend sein könnten, um Vertrauen bei den Nutzern zu gewinnen.
Literaturverzeichnis
Bosch, C., Schiel, S., & Winder, T. (2006). Emotionen im Marketing: Verstehen, Messen, Nutzen. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.
Flanagin, A. J., & Metzger, M. J. (2008). Digital Media and Youth: Unparalleled Opportunity and Unprecedented Responsibility. In M. J. Metzger & A. J. Flanagin (Eds.), Digital Media, Youth, and Credibility (pp. 5-28). Cambridge: The MIT Press.
Harmon-Jones, C., Bastian, B., & Harmon-Jones, E. (2016). The Discrete Emotions Questionnaire: A New Tool for Measuring State Self-Reported Emotions. PLOS ONE, 11(8), 1-25.
Hoepner, P. (2017). Digitale Glaubwürdigkeit. Berlin: Kompetenzzentrum Öffentliche IT.
Raithel, J. (2008). Quantitative Forschung: Ein Praxiskurs (2nd ed.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.